Montag, 8. Januar 2024

 RIP Kohlenkirche

Sie steht gleich für zweierlei: für den Höhepunkt des Schaumburger Bergbaus und für den schlampigen Umgang Schaumburgs und auch Niedersachsens mit dem industriellen Erbe. Ich meine die sogenannte Kohlenkirche in Stadthagen, besonders prägnantes Gebäude des Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Georgschachtes, eine damals hochmoderne Schachtanlage. Das Besondere der Kohlenkirche war die Kombination von repräsentativer Front mit den Büros der Verwaltung sowie der kirchenartigen Waschkaue im hinteren Teil. Wer vor 30 Jahren aus dem Ruhrgebiet kommend diese Anlage (zu der damals noch weitere Gebäude gehörten) besucht hat, konnte sich nur wundern. Auf der einen Seite die prachtvolle als Museum dienende Anlage auf Zollern II/IV in Dortmund, auf der anderen die nicht weniger eindrucksvollen, aber schon damals dem Verfall preisgegebenen Gebäude des Georgschachtes. Gewiß, der Vergleich hinkt, denn auch im Ruhrgebiet wurden eben die meisten alten Anlagen abgebaut und es haben nur wenige überlebt. Andererseits steht der Georgschacht (wie auch die Ilseder Hütte) für eine erfolgreiche regionale Industrialisierung im heutigen Niedersachsen. 

Schaumburger Geschichte ohne den Bergbau hätte anders ausgesehen, aber offenkundig hatten die politisch Verantwortlichen in diesem Kreis nie ein Gespür für historische Verantwortung. Man sah zu, ließ zu und rührte sich nicht. Alle Versuche der 1980er Jahre, daran etwas zu ändern (insbesondere von Georg Römhild) prallten an manchmal demonstrativ zur Schau gestellten Ignoranz ab. 

Dass jetzt die Kohlenkirche abgerissen wird, ist nur folgerichtig. Zwar hatte die Schaumburger Landschaft noch versucht, neue Konzepte zu entwickeln, aber nach der Vorgeschichte war nicht zu erwarten, dass daraus etwas werden würde. 


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